Polen 2001

Schlesien Grafschaft Glatz

Schlesien Oktober 2001

Diese Schlesienreise hatte nicht nur einen touristischen Anlass, sondern daneben die Ahnenforschung. Zuerst wurde sie veröffentlicht auf meiner Ahnenforschungsseite.

Zunächst ein Dankeschön an die Genealogiegleichgesinnten, die so freundlich waren, mir im Vorfeld Informationen und Tips zu geben:

Jürgen E.W. Meyer, Herbert Gabrys, Günther Böhm, Reinhard Koperlik, Wolfgang Becker.

Polnische Grenze Forst

Samstag, 12 Uhr mittags: das Duell mit dem Zoll dauerte über eine Stunde. Am Grenzübergang Forst bei Cottbus sind die linken beiden Spuren für PKWs gedacht. Leider hatten wir (meine Tochter Katharina und ich) die falsche erwischt. Die Autobahn (Höchstgeschwindigkeit 110 kmh), die zwischendurch auch zweispurig ausgebaut ist, führt gerade nach Breslau (Wrozlaw). Hinter der Grenze werden an der dort noch einspurigen Landstrasse (Höchstgeschwindigkeit 90 kmh) an vielen Stellen Pilze und Souvenirs angeboten. An dem spätsommerlichen Tag konnten auch einige Frauen in kurzen Röckchen gesichtet werden, die nett zugewunken haben, aber keine Anhalterinnen waren. Ich habe Gas gegeben und mich mit ausreichendem Abstand hinter andere deutsche Autos gehängt, die eine bequeme Reisegeschwindigkeit von ca. 140 kmh fuhren.

Breslau

Breslau soll unbedingt einen Abstecher wert sein, hat mir fast jeder empfohlen. Die alte Bausubstanz ist dort in den letzten Jahren toll restauriert worden. Wir wollten aber erst mal in unserem Zielgebiet (ehemalige Grafschaft Glatz, Kreis Habelschwerdt) ein Hotel finden. An der Abzweigung zur B8 wurde getankt und dann Richtung Süden abgebogen.

Glatz

Das erste Hotel schräg gegenüber dem Bahnhof sah wenig vielversprechend aus. Dafür gab es dort einen Bankomaten. An den meisten Bankomaten kann man mit EC-Karte einfach an polnisches Bargeld gelangen, so dass ich mein deutsches Bargeld umsonst mitgenommen hatte. Nicht viel weiter befindet sich unterhalb der Innenstadt ein bewachter Parkplatz (24 Std ~ 15 Zloty). Weiter gibt es Parkzonen, für die man ein Ticket benötigt, das es z.B. im Touristenbüro zu kaufen gibt ( 1 Std ~ 1 Zloty). Auf dem Ticket streicht man seine Ankunftszeit an. Auf sein Auto sollte man schon ein bisschen Acht geben – übertriebene Panik, dass es geklaut werden könnte, ist aber nicht angebracht – das kann auch in Deutschland passieren.Von dort lässt sich die Innenstadt über die Neissebrücke bequem zu Fuß erforschen. Leider verblasst die einstmalige Schönheit zusehends.

glatzbruckeGlatz – Brücke über die Neisse mit Blick auf die Altstadt

 

badlandeckbieleBad Landeck – Biele

a_glatzdenkmalGlatz – Denkmal auf dem Rathausvorplatz

Die Altstadt lässt sich besser abends im diffusen Licht der alten Straßenlaternen ertragen. Direkt am bewachten Parkplatz befindet sich übrigens ein weiteres Hotel, dessen Rezeption sehr sympathisch ist und Deutsch versteht. Leider waren das die einzigen Vorzüge des Hotels. Hier kann man einfache Zimmern (DZ mit BD/WC ~ 120 Zloty + 30 Zloty Frühstück) erhalten. Das Frühstück war uns aus logistischen Gründen (am Abend vorher wurde Hochzeitsfeier ausgerichtet – daher erst ab 11 h möglich) verwehrt geblieben. Es ist sicherlich untertrieben, dass man geräuschunempfindlich sein sollte, wenn man hier nächtigt. Das enge Zimmer hatte ein Fenster direkt zum hoteleigenen Wehr. Die Toilettenspülung initierte ein mittleres Erdbeben und mit dem Wasserhahn konnte man das Gasgeben eines Formel1-Boliden nachahmen. Am nächsten Morgen machten wir uns selbstverständlich sehr früh auf in Richtung Bad Landeck (zunächst B33 – auf unserer neu erstandenen Karte noch als 381 bezeichnet).

 

a_baldlandeckstrasseStrasse nach Bad Landeck (von Glatz kommend)

Bad Landeck

Zunächst wieder auf Hotelsuche folgten wir den Hotelwegweisern ins Zentrum. Das Hotel Mir Jan war ausgebucht, so fuhren wir zurück zum Hotel Lido (60 Zloty pro Nacht zzgl. 15 Zloty Frühstück p.P.).

badlandeckhotellidoBad Landeck – Hotel Lido

Der leider nicht mit Deutschkenntnissen ausgestatteten Wirtin halfen einige Gäste und wir frühstückten mittelmäßig (allerdings mit frischem Rührei). Wir ließen erst mal den Koffer dort und machten uns auf Entdeckungstour. Mit einem Kaplan in der Pfarrkirche machten wir dank eines Übersetzers einen Termin 2 Tage später aus, zu dem uns Kirchenbücher in Aussicht gestellt wurden. Um es vorwegzunehmen, hatten wir unwahrscheinliches Glück, dass wir am besagten Termin nicht gänzlich vor verschlossener Tür standen, da ein junger sympathischer Kaplan, Martynek Maciej, obwohl er noch nach Breslau musste, uns gut 2 Stunden Zeit gab, in den vorhandenen Kirchenbüchern zu forschen. Trotz guter Mithilfe meiner Tochter konnte die Vielzahl der Quellen nicht vollständig durchsucht werden. Dabei konzentrierten wir uns fast ausschließlich auf den Namen Hauck, der sehr zahlreich vorkam. Die vielfältigen Notizen werde ich unter den Vorkommen des Namens Hauck veröffentlichen.

Kirchen und Friedhöfe

Voigtsdorf entpuppte sich als ein paar Häuser/Höfe entlang einer kleinen Straße in einem malerischen Tal nördlich von Bad Landeck.
Ab und zu entdeckt man an Kapellen und Kirchen Gedenktafeln z.B. mit Gefallenen im 1. Weltkrieg. Leider hatte es nicht den Anschein, dass von meinen näheren Verwandten jemand aufgelistet war.

voigtsdorfkapelleVoigtsdorf – Kapelle mit Gedenkkreuz
für Max und Paul Förster, Gefallene im 1. Weltkrieg

badlandeckfriedhofBad Landeck – Friedhof

Als weitere mögliche Informationsquelle besuchte ich die örtlichen Friedhöfe. Leider mussten wir feststellen, dass nur noch wenige alte Gräber (Sterbedatum vor 1939) bzw. Grabsteine existieren. Diese sind meist verwittert, verfallen und nur in den wenigsten Fällen noch zu entziffern. Bei den noch erhaltenen handelt es sich meist um größere Grabmäler von Adeligen oder besonderen Persönlichkeiten.

seitenbergfriedhofSeitenberg – Friedhof in der Abenddämmerung

Tourismus

Allein wegen der Genealogie bin ich nicht nach Schlesien gefahren, schon weil ich gar nicht wusste, ob ich überhaupt Informationen sammeln könnte. Das würde ich auch keinem empfehlen. Die Gegend hat auch viel mehr zu bieten als Erinnerungen oder Informationen zu Vorfahren: die Bärenhöhle z.B. ist die größte polnische Höhle, deren mittlere Ebene für Touristen erschlossen wurde. Ca. 40 Minuten dauert die Führung in polnischer Sprache – es existiert allerdings eine aufschlussreiche Broschüre in Deutsch, die den Fundort von Urbärenskeletten und interessanten Tropfsteinformationen ausführlich beschreibt.
Das Skigebiet Czarna Gora lädt im Winter zum Skifahren ein (inkl. FIS-Abfahrt.
In den anderen Jahreszeiten sind ausgedehnte Wanderungen auf gut ausgeschilderten Wanderwegen möglich.
Am Fuße der Bärenhöhle in Kletna (Klessengrund) befindet sich unweit von Seitenberg eine 1999 neu errichtete Pension (Pensjonat “Pod Jaskinia”), die auch Restauration anbietet. Für 55 Zloty pro Person erhält man ein geräumiges Doppelzimmer mit DU/WC, das modern eingerichtet und sauber ist. Die Küche ist sehr zu empfehlen. Nicht nur im Vergleich zu anderen Hotels, deren einfache alte Zimmer höchstens den Charme der 50er Jahre versprühen, ist diese Pension eine positive Offenbarung. Der Inhaber, der immer einen lustigen Spruch auf den Lippen hat, hat selbst einige Jahre in Deutschland (Ostallgäu) gelebt – versteht daher gut Deutsch – und hat hier in reizvoller Umgebung ein attraktives Haus mit gepflegtem Garten und Terrasse geschaffen.

klessengrundpensionKlessengrund – Pension “Pod Jaskinia”

So holten wir unseren Koffer und blieben die nächsten Tage hier.
Eine weitere touristische Attraktion ist das Felslabyrinth “bledne skaly” – wilde Löcher ca. 1 Stunde Fahrzeit unmittelbar an der tschechischen Grenze. Jeweils zur vollen Stunde darf man die Zufahrtsstraße befahren. Vom Parkplatz führt ein mitunter sehr schmaler Pfad durch ein Labyrinth von bizarren Felsformationen. Insgesamt benötigt man ca. 1 1/2 Stunde für den Rundweg, wenn man bereits Zeit für Fotopausen einrechnet. Selbstverständlich gibt es auch hier weitere Wandermöglichkeiten.

johannesbergkapelleJohannesberg – Kapelle oberhalb auf dem Pass nach Habelschwerdt

habelschwerdtHabelschwerdt – Blick auf die Altstadt

Habelschwerdt

Auf dem Weg zu den wilden Löchern kommt man durch Habelschwerdt, der alten Kreisstadt. Dort fand ich eine kleine Bank vor, in der ich mein deutsche Geld tauschen konnte – leider mit etwas Wartezeit verbunden. Auch hier wäre der Bankomat der einfachere Weg gewesen. Die Pfarrkirche ist sehr schön renoviert. Dafür wurde uns von einer schon borstig dreinschauenden Hausdame die Pfarramtstür vor der Nase zugeschlagen mit Handbewegungen, dass sie kein Deutsch verstehe und Ausländern wohl nicht ins Haus bitte.

kunzendorfkirchefriedhofKunzendorf – Kirche mit Friedhof

Kunzendorf

In Kunzendorf machten wir wieder positive Erfahrungen. Auch hier zahlte sich wieder aus, dass wir einem Tip folgend mehrere Wörter auf polnisch gelernt hatten: Ja, Nein, Danke, Guten Tag, Bitte.
Zunächst sah es so aus, dass bis auf Handwerker keiner im Pfarramt anwesend war. Als wir wieder abfahren wollten, wurden wir von einer sympathischen Frau gestoppt, die uns erklärte, dass der Pfarrer erst später wieder kommen würde und uns den Namen und die korrekte Adresse auf polnisch notierte. Sogar der Name Hauck sagte ihr etwas. So werden wir auch hier gerne noch einmal wiederkommen.

Abschluss und Fazit

Aufgrund der Nähe von Schlesien zu Prag (ca. 2 Std) machten wir auf dem Rückweg unserer Reise dort noch einen Abstecher und blieben dort eine Nacht. Prag ist immer eine Reise wert!
Insgesamt war es eine sehr interessante und schöne Reise, die wir bald noch einmal wiederholen werden. Es bleiben noch eine Menge interessante Orte und Quellen zu erforschen. Die Nacharbeit verspricht auch erst mal viele Stunden des schönen Hobbys Genealogie

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