BlogNeuseeland 2019

Mietwagenunfall Neuseeland

Anmietung

Wir hatten unseren Wagen bei Europcar gemietet. Eigentlich wollte ich das gar nicht, weil ich schon einmal schlechte Erfahrungen mit Europcar im Ausland gemacht hatte. Via Cardelmar hatte ich einen Wagen von Interrent ausgesucht. Da wusste ich noch nicht, dass ich später doch bei Europcar landen würde.

Wir wurden am Airport am Rentalcar Pickup abgesetzt. Dort hatten wir auch Interrent erwartet. Auch mit einem Anruf bei den beiden uns bekannten Telefonnummern erreichten wir keinen Mitarbeiter.

Die erste Telefonnummer, die man uns gegeben hatte, war nicht erreichbar. An der Flughafeninformation kannte man Interrent nicht. Auf der Ansage der zweiten Nummer erfuhren wir, dass es Interrent nicht im Flughafen gab (und auch sonst nicht erreichbar war), sondern dass wir zu Europcar gehen müssten. Also los zum Europcar-Schalter. Ich erreichte den Schalter nahezu gleichzeitig kurz vor zwei anderen arrogant wirkenden Deutschen, die ich irgendwie aus Münster kannte. Dort musste zwingend ein internationaler Führerschein vorgelegt werden. Also ließ ich die anderen vor und suchte erst einmal den internationalen Führerschein, der noch bei meiner Frau war, die auf das Gepäck aufpasste. Wir warteten anschließlich mit dem Gepäck auf die Abfertigung der anderen.
Schließlich kamen wir auch noch an die Reihe, nachdem zwischendurch noch ein französisches Paar vorgelassen wurde. Europcar gab uns einen Vertrag, auf dem keine Schäden verzeichnet waren. Auch auf extra Nachfrage teilte man uns mit, dass es keine Schäden am Mietwagen gäbe, was sich als Lüge herausstellte.
Wir liefen über das Flughafengelände zum Parkplatz, auf dem die Mietwagen standen. Dort suchten wir unseren angemieteten Toyota Corolla. Dieser wies leider einige Schrammen auf.
So mussten wir zurück wieder zum Schalter im Flughafen. Eine sehr unfreundliche Mitarbeiterin kam mit mir zum Parkplatz sehr unwillig mit.
Erst um 12.22 – also mehr als eine halbe Stunde nach offizieller Anmietung (die von Europcar auf dem Vertrag eingetragen wurde) – konnten wir den Wagen mit ca. 11.000 km Fahrleistung endlich starten.
Wir fuhren den Scenic Drive Richtung Süden.

Unfall

Plötzlich gab es einen lauten Knall und ich schrappte an einer Bordsteinkante entlang. Was war passiert? Ich befuhr die Brücke Nummer 92 des Highways 79. Diese war einspurig und in zwei Sektionen eingeteilt. Nachdem ich zunächst eine Gruppe von Autos über die Brücke vorgelassen hatte, war ich über die Brücke gefahren und befand mich am Ende der zweiten Sektion. Ich bemerkte zwei Autos auf der anderen Seite wartend. Das erste Auto startete gerade. Ich steuerte nach meiner Erinnerung ein wenig weiter nach links. Nach vorne hin öffnete sich die Brücke bereits. Ein Stein ragte (unterhalb meines Sichtfeldes) aus dem Bordstein leicht hinaus und diesen erwischte ich wohl mit dem Reifen. Der Reifen explodierte förmlich. Ich touchierte leicht die Bordsteinkante. Einige Meter weiter kurz hinter der Brücke brachte ich den auf Felgen fahrenden Wagen zum Stehen.


Da standen wir nun mit einem zerfetzten Reifen und deutlichen Spuren an der Felge. Auch ein leichter Kratzer unten am Radkasten war zu sehen.

  

Auf der anderen Seite bemerkten Autofahrer unsere Panne. Einer namens Alex hielt sofort an und half uns den Reifen gegen den Ersatzreifen im Kofferraum zu tauschen. Alex war unsere Rettung. Es sah alles gut aus. Alex machte uns Hoffnung auf jeden Fall bis zur nächsten Werkstatt zu kommen. Als ich noch Fotos von der Unfallstelle machte, verschwand Alex schon wieder in seinem Auto. Er lehnte eine kleine Zuwendung mehrfach ab. Ich rannte noch einmal zu seinem Wagen und gab ihm wenigstens meine Karte und dankte ihm noch einmal. Ich sah, dass im Auto auch noch ein Baby und eine weitere Person warteten. Einfach grandios diese Hilfsbereitschaft.

Gestrandet

Das konnte man von der EuropCar Road Assistance nicht sagen. Beim ersten Telefonat der Aufnahme des Unfalls beschrieb ich den Ort mit der Brücke Nummer 92 auf dem Highway 79 Richtung Süden exakt. Es gab aber mehrfache Nachfragen, wo das in Neuseeland wäre. Man stellte mir die Frage, ob Nord- oder Südinsel. Offensichtlich gab es also mehrere Highways 79 in Neuseeland und mehrere Brücken Nummer 92? Ich teilte der Mitarbeiterin die in der Nähe liegenden Orte mit, ca. 150 km südlich von Christchurch nicht weit von der Einmündung in den Highway 1.
Irgendwann sagte sie mir, dass sie in Auckland sitze und daher keine Ahnung habe, und sie die Orte erst einmal auf der Karte suchen müsste.


Sie ließ mich dann erst einmal etliche Minuten in der Leitung hängen. Als der Reifenwechsel erfolgreich war, teilte ich mit, dass ich erst mal keinen Abschleppservice benötigte und zur nächsten Werkstatt führe.
Wir fuhren den Highway weiter und kamen in den nächsten Ort namens Geraldine.


Fast sofort hinter der ersten Tankstelle war eine Autowerkstatt mit einem Reifenspezialisten. Es war mittlerweile schon kurz vor Feierabend, die Angestellten waren gerade dabei, die Halle zu schließen. Dennoch kümmerten sie sich um uns und ließen uns noch hineinfahren. Der Reifen wurde untersucht und von der Felge gezogen. Man fand einen neuen Reifen der passte und wir waren glücklich, dass unser Problem fast gelöst wäre.
Dann kam die Nachricht, dass wohl mehr Schaden vorläge. Irgendetwas an der Aufhängung sollte beschädigt sein. Uns wurde dringend geraten, den Wagen nicht mehr zu bewegen.
Ich meldete dies sofort wieder Europcar Road Assistance. Wieder musste ich alles schildern. Ich hatte das Gefühl, dass das Kennzeichen allmählich bekannt war. Man konnte und wollte mir nicht weiterhelfen, bestand aber darauf, dass das Auto nach Christchurch abzuschleppen sei, verband mich immerhin nach nahezu endlosem Hin- und Her mit Southern Solvage, einem Abschleppunternehmen. Die wiederum teilten mir mit, dass sie heute Abend, bzw. Nacht keine Kapazitäten hätten, aber auch morgen nicht. Es sollte übrigens 900 NZD kosten.
Ich meldete mich nach einem weiteren zu nichts führenden Gespräch direkt bei Europcar Customer Service. Die konnten mit dem Problem nichts anfangen und meinten, das wäre ein Problem für Europcar Road Assistance. Es stellte sich heraus, dass die Mitarbeiterin auf den Philippinen saß, und nur als Callcenter für Europcar fungierte. Zwischendurch wurde ich immer mal wieder bis zu 10 Minuten in die Warteschleife gelegt und weiter verbunden. Also noch einmal bei Europcar Road Assistance anrufen. Die konnten mir wieder nicht weiterhelfen, gaben mir aber nach abermals langem Hin- und Her zwei Nummern von Abschleppunternehmen. Immer wieder hieß es auch, ich müsste in Vorleistung treten. Ich probierte die Nummern aus, die mich (mittlerweile war es abends) nur zu Anrufbeantwortern führten.
Ich meldete mich noch einmal bei Europcar Road Assistance und mir wurde die Telefonnummer von Interrent und die von der EuropCar Branch in Christchurch gegeben bzw. mit letzerer verbunden. Europcar Christchurch lehnte es ab, mir Hilfe zu geben. Schon gar nicht kam ein Ersatzwagen in Frage. Wir hatten uns inzwischen entschieden, nicht länger am Auto zu warten, sondern ein Hotel für die Nacht aufzusuchen. Wir räumten das Auto aus und wanderten mit unserem Gepäck zum Hotel.
Ich telefonierte dort u.a. mit einem weiteren Mitarbeiter von Europcar Road Assistance, der meinen Wagen wenigsten bis zum nächsten größeren Ort abschleppen wollte. Später stellte sich heraus, dass das nur für die Sicherung des Wagens über Nacht notwendig sein sollte. Der Wagen müsse weiter unbedingt zurück nach Christchurch. Queenstown, unser nächstes Ziel kam nicht in Frage. Als ich mitteilte, dass der Wagen sicher vor der Autowerkstatt neben einer Tankstelle stünde, war das Abschleppen in den Nachbarort nicht mehr notwendig. Man bedeutete mir, dass es in der Nacht mit einem Abschleppen nichts mehr würde. Bei Europcar wäre etwas schief gelaufen, sie hätten keine Ordernummer an Europcar Road Assistance gegeben, die aber in solchen Fällen immer erforderlich wäre.
Im Hotel hatte ich erstmals wieder Wifi und fand eine E-Mail eines deutschen Europcar Mitarbeiters wieder, der mich auf den nächsten Morgen vertröstete. Ich schrieb eine E-Mail zurück und gab auch einen Unfallschadensbericht inklusive Fotos per E-Mail ab.
Zwischendurch hatte ich auch bei Interrent angerufen, deren Telefonnummer gar nicht besetzt war. Bei Cardelmar unserem Vermittler hatte ich eine Beschwerde per Internet abgegeben.
Nach 5 Stunden Dauertelefonaten versuchten wir dann wenigstens ein wenig Schlaf zu finden. Am nächsten Morgen erfolgte nach einem vergeblichen Anruf der Kontakt zu dem deutschen Mitarbeiter. Letztlich wollte dieser uns aber genauso wenig weiterhelfen wie die englischsprachigen am Tag zuvor. Wir müssten in Vorleistung treten. Er wiederholte, dass Europcar uns kein neues Auto zur Verfügung stellen würde. Der Vertrag würde fristlos gekündigt. Immerhin bekam ich ihn nach mehreren E-Mails dazu, dass er damit einverstanden war, dass ich den Schlüssel an der Tankstelle hinterlegte, wenn in den nächsten 2 Stunden nichts passieren würde. Es passierte nichts, bzw. er teilte mit, dass erst um 14 Uhr ein Unternehmen käme, den Wagen nach Christchurch abzuschleppen. Also bat er mich den Schlüssel zu hinterlegen. Er machte uns die positive Mitteilung, dass die restliche Mietzeit uns wegen seiner Kündigung über CardelMar erstattet würde. Wir wollten schließlich weiter Richtung Queenstown bzw. hatten unsere bereits gebuchte Unterkunft bei den Moeraki Felsen um eine Nacht verschieben können. Bei der Unterkunft waren wir wenigstens auf Wohlwollen gestoßen.
Aber auf Nachfrage im Ort gab es (mittlerweile später Morgen) kein Taxi, keinen Bus oder sonstige Möglichkeiten an diesem Tag zu unserer Unterkunft zu gelangen. Der einzige Bus in dieser Richtung, zu dem wir mit dem Gemeindebus hätten gebracht werden können, wollte in Herbert nicht anhalten, um uns herauszulassen. So setzten wir uns mittags in ein Restaurant, von dem wir den ordnungsgemäßen Abtransport unseres Wagens beobachten konnten. Wir wollten damit prüfen, dass er wieder in der Obhut von Europcar war.
Der Abschleppdienst kam tatsächlich pünktlich um 14 Uhr und holte den Schlüssel aus der Tankstelle. Er schaute sich mehrfach um. So richtig wusste er auch nicht, was er machen sollte. Irgendwann entschied er sich, das Auto auf seinen Abschleppwagen zu fahren. Uns war angeraten worden, den Wagen nicht weiter zu bewegen, was wir auch weitergegeben hatten. Nur deswegen benötigten wir ja den Abschleppdienst. Ansonsten wären wir vielleicht besser noch weiter gefahren. Aber wir wollten uns keiner Gefahr aussetzen.
Wir buchten eine weitere Nacht das Hotel und hatten Glück, für den nächsten Morgen noch einen Platz im Intercitybus nach Queenstown zu bekommen. Unser eigentliches Hotel bei den Moerakifelsen mussten wir endgültig abschreiben (und wurden dann doch mit dem vollen Betrag belastet).
Am nächsten Morgen ging es dann mit allen Koffern vom Hotel zur Abfahrtstation des Busses, der pünktlich ankam. Wir hatten zwei der letzten Plätze ergattert. Wir konnten Geraldine endlich hinter uns lassen. Drei Wochen später gab es übrigens noch immer keine Informationen oder Abrechnung seitens Europcar – geschweige denn eine Gutschrift von CardelMar über die restliche Mietzeit.

Alles Gut

Nachtrag: Es gab schließlich ein gutes Ende: Die Kosten der Reparatur- und Abschleppkosten, die meiner Kreditkarte seitens Europcar in voller Höhe belastet worden waren – ohne irgendetwas gegenzurechnen, wurden von meiner Kreditkartenbank auf meine Verablassung zurückgebucht. Europcar konnte keinen Nachweis meines Einverständnisses erbringen. Ein Hoch auf meine Bank: die DKB!

tommy-online

Nach mehr als 25 Jahren in der Finanzdienstleistungsbranche jetzt Weltreisender und als Reiseblogger tätig.

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