BlogPeru 2019

Alternative Führung in Lima mit Vetiver

Start in Miraflores

Wir hatten heute eine Verabredung mit Alois Kennerknecht, einem Ingenieur, der seit mehr als 25 Jahren mit seiner peruanischen Frau in Lima lebte. Er hatte sich angeboten, mit uns eine nicht alltägliche untouristische Führung durch Lima zu unternehmen.

Wir waren etwas überrascht, als ein Minivan an unserem Hotel pünktlich um 10.15 Uhr vorfuhr. Neben uns hatten noch zwei weitere Paare die Führung mit ihm vereinbart.

Höhenluft

Wir fuhren zunächst Richtung Osten in die Berge. Alois zeigte uns eine neureiche Siedlung in Höhenlage mit toller Sicht über Lima. Wobei wir hier nur weniger als 1% von Lima sehen konnten, wie uns Alois erklärte, denn Lima zog sich bereits über 80 km hin. Alois war Experte für Vetiver und hatte für dieses widerstandsfähige Gras bereits Kunden hier oben gefunden.

Vetiver Lima 

Ganz oben auf dem Berg trennte eine hohe Mauer die Siedlung der reicheren Bürger von denen der nicht ganz so wohlhabenden. Wir fuhren mit dem Minivan aber auch dorthin und machten erstaunliche Aufnahmen von einer sich immer weiter ausdehnenden Stadt.

Meiner Drohne bekam anscheinend die Höhenluft nicht. Ich würde demnächst andere Einsatzorte für sie finden müssen.

Handwerk

Anschließend ging es zu einer Handwerkerfamilie. Wir konnten Einblick nehmen in die Küche und die Werkstatt, die gleichzeitig Hühnerstall war. Es roch leicht beißend nach tierischen Exkrementen.

Alois versicherte uns, dass sich dieser Handwerker als am zuverlässigsten mit der besten Qualität ausgezeichnet hatte. Leider finden die Ärmeren in Peru schlecht Zugang zum Markt. Eine Steuerkarte ist eine Hürde, die viele bereits nicht überspringen können.

Die Tochter zeigte uns ihre einmaligen Handarbeiten. Biblische Motive vor allem mit Tieren waren von ihr mit Stoffapplikationen reproduziert worden. Sie zeigte uns mit flinker Hand, wie sie ein kleines Lama schnell mit der Schere aus einem Stück Papier ausschneiden konnte.

 

Vetiver Gras

Weiter ging es zu einer Schule, die Alois mit dem Gras Vetiver beliefert hatte. Außerdem war sie auch Kunde für die von ihm erfundenen und patentgeschützten Ecosilos. Dabei handelte es sich um 2-3 m tiefe Löcher, in die Bioabfälle kommen, die mit seiner Technik in 6-8 Wochen zu guter Düngererde kompostiert werden können.

Aus der Geröllwüste hier hatte er mit seinem Gras Grün herbeigezaubert.

Die Schüler pflanzten hier einen Schulgarten und düngten ihn mit der Komposterde aus den Ecosilos.

Friedhof

Nächste Station war der größte südamerikanische Friedhof oder sogar vielleicht auf der Welt. Er umfasste mehr als 60 Hektar Land und konnte mit dem Auto befahren werden. Beerdigungen wurden nicht zu Fuß durchgeführt, sondern die Trauergesellschaft wurde mit dem Bus zum Grab gefahren.

Gräber  soweit das Auge reichte. Übrigens wurden hier komplette Särge beigesetzt. Ein Musiker spielte für uns mit der Ziehharmonika ein paar leider leicht dissonante Lieder. Dabei verzog er das Gesicht, um Schmerz und Trauer darzustellen.

Oberhalb des unteren Hügels lag die Grenze des Friedhofes. Oberhalb waren bereits bunte Häuser zu sehen.

Unser Mittagessen nahmen wir nach Empfehlung eines Mitfahrers bei „El Populacho“ ein. Dazu siehe der separate Beitrag.

Rückweg

Auf dem Rückweg kamen wir an einer riesigen modernen Zementfabrik vorbei.

 

Wir fuhren zu einer weiteren Schule, deren Direktorin Alois für seine Dienste ein wenig Land für seine Vetiverzucht gegeben hatte. Einen Teil musste er aber demnächst für den Schulgarten wieder abgeben. Hier zeigte Alois uns auch die Wurzeln der Pflanze. Sie wurde auch zur Parfümherstellung genutzt.

Vetiver Gras

Alois könnte noch viel mehr begrünen mit Vetiver, aber viele Bürgermeister hatten ihn in der Vergangenheit bereits sehr enttäuscht. Es wurden Zahlungsversprechen nicht eingelöst, obwohl z.B. sogar Fördergelder von der Europäischen Union für den Ankauf von Vetiver geflossen waren. Aber auch Bürgermeister, die aus Neid oder Selbstdarstellungssucht das Grün wieder zerstörten, gab es. Insgesamt waren seine Erfahrungen mit der peruanischen Politik negativ. Aber er konnte mittlerweile einiges wegstecken.

tommy-online

Nach mehr als 25 Jahren in der Finanzdienstleistungsbranche jetzt Weltreisender und als Reiseblogger tätig.

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